Motivation und die Sehnsucht nach Sinn-vollem Tun sind in jedem Menschen vorhanden. Diese nicht unbedacht zu zerstören, ist wohl eine der wichtigsten Führungsaufgaben!
Motivierende Klarheit
Zentrale Bedeutung hat dabei die Klarheit über das WOFÜR und zwar sowohl das Wofür der Organisation, also das “Gemeinsame Wofür”, als auch das “Individuelle Wofür” jedes Einzelnen im Team.
In der Logotherapie Viktor Frankls, der Basis aller sinnzentrierten Konzepte, gehen wir davon aus, dass die Hauptmotivation des Menschen darin liegt, einen Sinn in seinem Leben, aber auch in seiner beruflichen Aufgabe zu finden und zu verwirklichen.
Diesen Individuellen Sinn wird jede Mitarbeiterin für sich anders definieren und das ist auch legitim.
Wichtig seitens der Führungkraft ist es, möglichst genau zu wissen, womit und wodurch sich die Einzelnen motivieren. Nur so kann sie die jeweilige Motivationslage unterstützen oder auch erkennen, wo die individuelle Motivation nicht zur gemeinsamen Zielsetzung passt.
Sinn und Wofür
In Bezug auf das gemeinsame Wofür ist es wichtig, dass die Führungskraft immer wieder auf die größeren (Sinn-)Zusammenhänge und die Bedeutung des jeweiligen Tuns verweist. So kann ein Bild vom “Gemeinsamen Wofür” geschaffen werden.
Auch hier werden verschiedene Menschen unterschiedliche Schwerpunkte sehen, aber es sollte auch einen klaren gemeinsamen Rahmen und Elemente gemeinsamer Bilder geben.
Steine behauen oder Kathedrale bauen?
In der Zeit als in Chartres die Kathedrale gebaut wurde, kam ein Wanderer des Weges und sah einen Mann am Straßenrand sitzen und einen Stein behauen. Er blieb stehen, schaut ihm eine Weile zu und fragte ihn dann, was er da mache? – “Siehst du es nicht? Ich behaue Steine!” – Verständnislos ging der Mann weiter. Da stieß er nach einer Weile wieder auf einen Mann, der dasselbe tat. Auch ihn fragte er, was er da mache. – “Ich mache Ecksteine.” Verwundert setzte er seinen Weg fort. Als er nach einigen Schritten erneut auf deinen Mann traf, der auch im Staube saß und so wie die anderen Steinen behaute, fragte er achselzuckend: “Machst du vielleicht auch Ecksteine?” – Da blickte der Mann auf, wischte sich den Schweiß von der Stirne und sagte: “Ich baue an einer Kathedrale!” (Quelle unbekannt)
Wenn es um die gemeinsame Vision geht, wird oft diese Geschichte erzählt. Mit der Moral, dass der Mitarbeiter, der “Die Kathedrale baut”, der motivierteste und wohl auch erstrebenswerteste Mitarbeiter mit der beste Einstellung wäre. Aber ist das wirklich so?
Motivationslagen
Die Studien der letzten Jahrzehnte belegen das nicht unbedingt. Sie sagen: es hängt von der Aufgabe ab, von der Motivationslage der Mitarbeiter und vom Führungsstil der Vorgesetzten, ob jemand in seiner Arbeit erfolgreich und zufrieden ist.
So können auch in extrem arbeitsteiligen Betrieben (zB im Extremfall Fließband), wo es wenig persönliche Ansprache aber auch kaum mehr Vorstellungen vom letztlichen Endprodukt gibt, die Mitarbeiterzufriedenheit und auch die Leistung durchaus hoch sein. Wo erkennen diese Mitarbeiter den Sinn in ihrer Arbeit?
Hier sind wir wieder bei den ganz individuellen Motivationslagen:
- Es ist vielleicht der beste Job, den ich mit meiner Ausbildung bekommen kann, oder der mit dem höchsten Verdienst oder dem besten Teamgeist. Und das erfüllt mich mit Stolz.
- Es ist vielleicht die Arbeit, die mich nach Arbeitsende nicht mehr beschäftigt. Somit bleibt mir die gesamte Freizeit für Familie, Freunde, Hobbys oder eine andere Tätigkeit, die mich vollends erfüllt von der ich aber nicht leben könnte?
- Oder die Arbeit, die mir eine weitere Ausbildung finanziert und mir daher im Moment als zutiefst sinnvoll erscheint.
Die passende Aufgabe
Somit können doch alle 3 Typen erstrebenswerte Mitarbeiterinnen sein – am jeweils geeigneten Ort: der “nur Steine haut”, genauso wie der der einzelne Elemente kunstfertig herstellt wie derjenige, den das Bild der Kathedrale zieht und der das Gesamte im Auge hat.
Wichtig ist es über den Motivations-Typ der einzelnen Teammitglieder Bescheid zu wissen, um die Menschen an der geeigneten Position einzusetzen und sie entsprechend ihrer Motivationslage begeistern und fördern zu können.