Was hat die Sitzordnung beim Jour-Fixe mit dem Unternehmenserfolg zu tun?  

Die Sitzordnung ist ein Hinweis auf Kommunikationsstrukturen 

Auf den ersten Blick mag die Sitzordnung in einer wichtigen Besprechung nebensächlich erscheinen. Schließlich geht es um die Sache. Doch wenn Inhalte nicht gut erfasst werden, kommunikative Missverständnisse auftreten, Konflikte sich nicht lösen lassen oder Positionen verhärtet sind, sollte man genauer hinschauen. Dieser Artikel gibt einige Anregungen, wie feste oder wechselnde Sitzordnungen zu Stabilität, Kreativität oder auch Konflikten führen können. 

Ein paar Fragen vorab 

Gibt es in deinem Unternehmen feste Sitzordnungen bei Besprechungen?  
Sind bestimmte Plätze (Positionen) immer wieder ein Konfliktpunkt?  
Ist eine Abteilung/Position in der Organisation immer wieder problematisch? Auch wenn die Person gewechselt wird?  
Was ändert sich, wenn eine Besprechung in einem anderen Raum oder einer anderen Umgebung stattfindet? 

Es gibt keine schlechten Plätze… 

Es wäre schön, wenn wir uns einfach bewegen und damit die „schlechten“ Plätze neutralisieren könnten. Wir versuchen auch, bestimmte Positionen mit neuen Leuten zu besetzen, damit sich endlich etwas ändert. Aber der Platz allein macht natürlich noch keinen Unterschied. So kann die Position des Vorsitzenden einen guten Überblick verschaffen, aber auch eine unangenehme Distanz zum Team. Die Position in der zweiten Reihe kann unsichtbar machen oder eine andere Perspektive einbringen. 

… nur manchmal festgefahrene Zuschreibungen. 

Ich war selbst einmal in so einer Position. Die Abteilung, die mir übertragen wurde, war seit Beginn der Organisationsgeschichte ein Schwachpunkt im System. Am Anfang war ich natürlich überzeugt, dass ich das lösen kann. Schließlich bin ich mit vollem Engagement eingestiegen. Und bin nach einigen schwierigen Jahren mit sehr mäßigem Erfolg wieder gegangen. In jeder Besprechung hatte ich meinen festen Platz am Konferenztisch, immer wieder gab es die gleichen Konflikte und immer wieder war „meine“ Abteilung für die Missstände verantwortlich. Daran hat sich seit meinem Ausscheiden auch nicht viel geändert. Meine Nachfolger:innen – und es sind in der Zwischenzeit viele, die auch das Handtuch geworfen haben – haben es auch nicht viel besser hingekriegt. 
Im Nachhinein ist mir klar, dass es weder an den Fähigkeiten noch am Engagement gelegen hat. Offensichtlich gab es im System der Organisation bereits fest verteilte Rollen und Plätze.  

Jedes System produziert immer wieder die gleichen Abläufe 

Aus der Systemtheorie wissen wir heute, dass jedes System aus dem Zusammenhang von mehr oder weniger festen Elementen besteht. Jedes System erhält sich selbst und sorgt dafür, dass es mehr oder weniger gleich bleibt, während sich die Umweltbedingungen ständig verändern. Das sorgt für Stabilität. Und führt manchmal auch zu Widerstand gegen Veränderungen. Denn zu große oder zu schnelle innere Veränderungen gefährden das ganze System. So sorgen manche – unbewusst – für Stabilität, auch wenn es für die Beteiligten nicht mehr erfolgreich oder positiv ist. 

Festgefahrene Rollen schaffen Verlierer 

Solange die Rollen nicht bewusst verändert werden, geht das Spiel weiter und führt zu mangelnder Effektivität und Kommunikationsstörungen. Es gibt viele Verlierer, denn nicht nur diejenigen, die sich in der unangenehmen Position befinden, werden geschädigt, sondern die gesamte Organisation/Firma leidet unter Konflikten, chaotischen Abläufen und Ineffizienz. 

Auch wenn es manchmal echte Konflikte, Mobbing oder Sabotagestrategien von oder zwischen einzelnen Personen gibt, so wollen doch die meisten ein positives und konstruktives Miteinander in der Organisation erreichen. Schließlich leben wir in Systemen, verbringen viel Zeit in Organisationen und Unternehmen und möchten diese Lebensenergie auch konstruktiv nutzen.  

Strategien für Veränderung 

Wie können Unternehmen und Organisationen aus diesem Teufelskreis ausbrechen? 
Ein spannendes Experiment – und eine ganz einfache Maßnahme – könnte sein, bei der nächsten Besprechung einfach die Plätze zu wechseln. Wenn die Plätze sehr festgelegt sind, könnte man die Idee auch als Vorschlag auf die Tagesordnung setzen und das Einverständnis der anderen Teilnehmer einholen. Ein Platzwechsel allein wird keine Wunder bewirken. Aber vielleicht bringt er neue Perspektiven. 

Individualität berücksichtigen 

Es gibt keine festen Regeln für die Wahl neuer Plätze. Sonst verfestigen sich die Positionen wieder. Es darf ausprobiert und immer wieder verändert werden. Wenn es zum Beispiel jemanden gibt, mit dem es immer wieder zu Konflikten kommt, dann braucht diese Person wahrscheinlich einen Platz, an dem sie alles gut überblicken kann. Hinter konflikthaftem Verhalten steckt oft Unsicherheit, schaffen wir Sicherheit und Überblick, könnte sich das Verhalten ändern. Außerdem ist es nicht unbedingt gut, sich direkt gegenüber zu sitzen, wenn die Stimmung schon angespannt ist. Ein Platz schräg gegenüber oder über Eck kann kommunikationsfördernder sein, vor allem, wenn man dann auch noch in die gleiche Richtung schauen kann. 

Kommunikationsfördernde Sitzordnung 

Am wichtigsten ist das Ergebnis. Neue Sitzordnungen, neu gestaltete Räume und Begegnungszonen können die Kommunikation fördern. Und damit den Unternehmenserfolg. Neue Plätze, neue Perspektiven, neue Ideen und neue Motivation. Das alles ist kein Geheimrezept, keine Zauberei. Aber vielleicht der Beginn einer positiven Veränderung. 

Blog