Interne Unternehmenskommunikation hat sich enorm verändert. Ein wichtiger Motor des Wandels ist unser Einsatz von Technologie. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, was wir dadurch verlieren und auch ganz einfach besser machen könnten.
Interne Kommunikation durch die Gezeiten: Von Angesicht zu Angesicht bis zur asynchronen Kommunikation
Erinnern Sie sich noch? Früher gingen wir zum Schreibtisch der Kolleginnen und Kollegen, um über aktuelle Projektbaustellen zu sprechen oder riefen an, um Ideen zu diskutieren, bevor wir sie der gesamten Gruppe präsentierten. Mittlerweile sprechen wir innerhalb von Organisationen kaum mehr direkt miteinander, sondern kommunizieren intern wie extern überwiegend zeitversetzt, also asynchron.
Denn dazwischengeschaltet sind Intranet, Messenger, diverse Online-Boards oder E-Mails. Im Zuge fortschreitender KI-sierung werden die auflaufenden Informationen immer seltener von uns selbst verfasst. Wir lassen schreiben und automatisiert Tasks verteilen. Stets begleitet von der Hoffnung, dass der schnelle technologische Fortschritt endlich die Lösung für alle internen Kommunikationsprobleme bringt und sämtliche menschlichen Fehlerquellen beseitigt – damit es nie wieder Missverständnisse, Unklarheiten oder verpasste Fristen gibt.
Viel mehr als nur Nachrichtenübermittlung: Interne Kommunikation adressiert auch zwischen den Zeilen
Und was machen wir, wenn es dann doch nicht so läuft, wie erhofft, Aufgaben nicht, nur teilweise oder falsch erledigt werden? Wir intensivieren die Nutzung unserer Instrumente. Überlegen, wie wir die bestehenden internen Kommunikationskanäle jetzt aber wirklich effizient einsetzen. Oder sollten wir gleich ein neues Instrument einführen, eines, das aktuell innerhalb des Lieblingsnetzwerks gerade hoch gehandelt wird? Und lassen unverdrossen schon die nächste Nachricht verfassen, fordern die ultimative Deadline: Vielleicht etwas harscher im Ton, vielleicht mit erweitertem Adressverteiler…
Kurze Rückblende zum Beispiel am Anfang dieses Textes. Im direkten Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen ging es nie nur darum, Informationen zu übermitteln, sondern auch darum zu verstehen, wie unsere Nachrichten aufgenommen wurden: „Hast Du vielleicht einen Vorschlag zu… Was denkst Du über…?“ Es war eine Gelegenheit,
- Ideen gemeinsam (weiter) zu entwickeln
- zu sehen, ist mein Vorschlag; verständlich
- welche Infos muss ich noch mitliefern
- beschäftigt meinen Gegenüber in Bezug auf meine Idee ein Aspekt, an den ich bisher noch gar nicht gedacht habe?
Die Unternehmenskultur pflegen – durch interne Unternehmenskommunikation
In der externen wie internen Kommunikation geht es nie nur darum, Nachrichten lediglich zu senden. Sondern immer auch darum, wie unsere Botschaften empfangen werden und welche Beziehungen wir mit ihnen formen. Denken wir an das Vier-“Ohren”-Modell von Friedemann Schulz von Thun. Jede Nachricht hat vier Dimensionen: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Und jede dieser Ebenen kann vom Sender und vom Empfänger unterschiedlich gehört werden. Auch wenn ein Instrument die blitzschnelle weltweite Übermittlung einer Nachricht ermöglicht: Wie die darin enthaltenen Informationen interpretiert werden, das bleibt unverändert komplex. Eine Tool-Schulung mag technische Fehlerquellen minimieren, die zwischenmenschlichen Ebenen fühlen sich hier nicht automatisch mitgemeint. Zudem funktionieren die meisten Kommunikations-Instrumente asynchron. Wir müssen uns aktiv um Feedback bemühen, damit wir Missverständnisse erkennen und klären können. Automatisch passiert das nicht.
„Gute“ interne Kommunikation fällt also auch im KI-Jahrhundert immer noch nicht einfach so vom Technik-Himmel. Sie muss mit Neugier (immer wieder neu) erarbeitet werden – um den sich ständig verändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen aller Beteiligten gerecht zu werden. Denn „gute“ interne Kommunikation kann eine ganze Menge: Ein widerstandsfähiges Kommunikations-Ökosystem trägt zur Zufriedenheit aller Mitarbeitenden entscheidend bei. Schlussendlich sind es die Beziehungen zueinander, die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, die den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich beeinflussen.
Nutzen Sie schon alle “vier Ohren” für die interne Kommunikation?
Wenn wir unser Augenmerk deshalb zunächst von den Instrumenten wegbewegen und uns auf das Verbindende konzentrieren, auf die Beziehungen, die wir aufbauen und pflegen wollen: Welche Fragen könnten dann rund um interne Unternehmenskommunikation im Mittelpunkt stehen?
- Woran können alle Beteiligten überhaupt erkennen, dass die interne Kommunikation untereinander gut läuft?
- Wie (ver)läuft grundsätzlich unser aktueller Informationsfluss?
- Wie sehr unterstützt uns die aktuelle Kommunikation beim unternehmerischen aber auch beim persönlichen Wachstum?
- Wie sehr unterstützen die verschiedenen Kommunikationskanäle jede Einzelne und jeden Einzelnen dabei, jederzeit auf Informationen zugreifen oder auch wichtige Informationen teilen zu können?
- Wie viel Zeit nehmen wir uns aktuell für Kommunikation, die uns in erster Linie als Team oder als Organisation stärkt?
- Wie unterstützt uns Kommunikation derzeit dabei mit Unvorhergesehenem umzugehen?
Die Herausforderung der internen Unternehmenskommunikation liegt in der Fähigkeit, Verbindungen zu schaffen, Vertrauen zu fördern, belastbare Beziehungen aufzubauen. Trainieren wir weiterhin bewusst alle vier “Ohren”. Dann beflügeln wir innerhalb einer Organisation nicht nur die reine Informationsübertragung, sondern auch die Unternehmenskultur und damit den individuellen wie organisatorischen Erfolg.